Der Wald im Würgegriff von Borkenkäfer, Wind und Schnee

Schneebruch, Sturm und Borkenkäfer: Waldbauern greifen an

Hervorragend besuchter Informationsabend der CSU mit Thomas Over

Arnbruck/Thalersdorf. Es kam einiges zusammen: Die extreme Trockenheit im letzten Jahr, starker Schneebruch im Januar, und die lauernde Gefahr, dass der Borkenkäfer ideale Bedingungen hat, um sich rasant auszubreiten – wenn man nichts tut oder ratlos abwartet. Wie groß das Interesse der Waldbauern war, sich von einem Fachmann wie Thomas Over, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung Viechtach (WBV) Lage und Abwehrmaßnahmen erläutern zu lassen, zeigte der hervorragende Besuch des Informationsabends, zu dem der CSU-Ortsverband Arnbruck und die designierte Bürgermeisterkandidatin Angelika Leitermann in den Gasthof Wieser eingeladen hatten.

„In dieser Situation“, sagte Leitermann, „sind Zusammenhalt, gegenseitige Hilfe und Solidarität der Waldbauern untereinander notwendig, so wie auch in der ganzen Gemeinde, in der wir nur gemeinsam etwas erreichen können.“ Sie begrüßte mit CSU-Ortsvorsitzendem Franz Kroiß auch 2. Bürgermeister Konrad Freimuth und die Gemeinderäte Rosemarie Kaeser, Stefan Achatz, Josef Nürnberger und Josef Wieser.

Thomas Over schilderte zu Beginn die Wetterextreme der letzten Jahre und ihre Folgen für den Wald: Groß-Schadensereignisse wie regionale oder lokale Stürme, Wetter-Extreme wie den heißen Sommer 2018, deren Ursache wiederum ein Ansteigen der Durchschnittstemperaturen ist, als Folge davon ein immer früheres Ausfliegen der ersten Borkenkäfergeneration. „Bis zu drei Generationen sind jetzt möglich mit verheerenden Folgen: Erst eine befallene Fichte, dann zehn, dann hundert, wenn man nichts tut. Waren es früher ein bis zwei Käfergenerationen, so sind es jetzt zwei bis drei im Jahr.“ Dazu zeigte Over eine Grafik: 2018 flog die erste Generation bereits im Mai aus. Begünstigt durch den langen warmen Herbst 2018 habe sich eine weitere Generation bilden können, die nur auf das Ausfliegen warte. Kontrollgänge sind deshalb bereits im April und Mai sinnvoll und notwendig.

Weil so viel Käferholz anfiel, sanken die Holzpreise. „Die 1854 gegründete WBV Viechtach mit 1416 Mitgliedern, die ca. 16.000 ha Waldfläche bewirtschaften, hat letztes Jahr alles getan, was möglich war, um das geerntete Holz abzutransportieren, aber im Moment geht nichts mehr zusätzlich!“ Also bis Herbst 2019 wegen der Lieferbeschränkungen keine Übernahme von Papierholz, mit Abfuhrproblemen bei Fixlängen müsse man ab April rechnen. Pro Jahr vermarkte die WBV Viechtach bis zu 60.000 Festmeter Holz. Ein Überangebot an Holz aber führe unweigerlich zu geringeren Erlösen aus dem Verkauf. Deshalb konzentriert man sich zurzeit auf die Aufarbeitung von Schneebruch und Käferholz.

Die Lösungsansätze für einen Waldumbau, der die klimatischen Veränderungen besser verträgt, sind in erster Linie langfristiger Natur. Thomas Over: Frühzeitig verjüngen, mehr als vier Baumarten pro Bestand, weg von Altersklassenwald, hin zu einem naturgemäßen strukturreichen Mischwald, mit Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn bei Wiederaufforstungen, auch altersmäßig gemischt und zusammen mit dem Jagdpächter die Schaffung einer waldverträglichen Verbiss-Situation.

Aktuell notwendig sei die regelmäßige Kontrolle auf Käferbefall, vor allem an den Ecken des Bestandes, auch die Kontrolle des liegenden Holzes. Over informierte auch über die Möglichkeit, große Schadensereignisse steuermindernd geltend zu machen und teilte dazu Formblätter aus, die auch unter www.wbv-viechtach.de abgerufen werden können. Nicht zuletzt sei jetzt Solidarität unter den Waldbauern gefragt. „Die Borkenkäfer arbeiten zusammen – arbeiten wir zusammen gegen den Borkenkäfer!“ sagte Over abschließend und stand den anwesenden Waldbauern auch gerne für weitere Detailfragen zur Verfügung. Die designierte CSU-Bürgermeisterkandidatin Angelika Leitermann dankte ihm mit einem kleinen Präsent für seine detailreichen und praxisnahen Ausführungen.

Bild: Für einen interessanten Informationsabend zur momentanen schwierigen Situation des Waldes, der immer öfter die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommt, sprach Angelika Leitermann Thomas Over, dem stellvertretenden Geschäftsführer der WBV Viechtach Dank aus und überreichte ein Präsent. Foto: Weiß