Die medizinische Versorgung im Landkreis Regen

Statt Hausarzt auf dem Dorf nur noch medizinische Versorgungszentren?

Fatale Entwicklung in der ärztlichen Grundversorgung – Dr. Robert Pangerl referierte

Arnbruck. Gibt es in zehn Jahren keinen Hausarzt mehr auf dem Dorf, stattdessen nur noch die „MVZ“ in ein paar Kleinstädten? Dr. med. Robert Pangerl, HNO-Arzt am Krankenhaus Viechtach und Vorsitzender des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CSU, zeichnete ein ungeschminktes Bild der Entwicklung in den letzten zehn Jahren und der absehbaren Entwicklung bis 2029. Der CSU-Ortsverband Arnbruck hatte zum Info-Abend am Dienstag in das Gasthaus „Zum Dorfwirt“ eingeladen, wo die stellv. Ortsvorsitzende und CSU-Bürgermeisterkandidatin Angelika Leitermann die Anwesenden begrüßte, unter ihnen auch Bürgermeister Hermann Brandl und etliche Gemeinderatsmitglieder.

„Das Thema liegt mir am Herzen, weil ich selbst in der Notaufnahme im Krankenhaus Viechtach beschäftigt bin und weil wir Arnbrucker nach Dr. Schiechtl den Kassensitz nach Drachselsried verloren haben. Für Ältere und chronisch Kranke eine schwierige Situation, wenn dort die Praxis wegen Urlaub geschlossen ist“ sagte Angelika Leitermann, die sich auch deshalb als Bürgermeisterin bewerbe, um dafür zu kämpfen, dass Arnbruck wieder einen Arzt bekommt. „Wir müssen aktiv für unsere Gemeinde bei den jungen Ärzten werben und Ihnen gute Rahmenbedingungen bieten. Ein Kassensitz für einen Hausarzt ist die geringere Herausforderung, aber einen niederlassungswilligen Arzt zu finden fordert den größeren Einsatz!“

Seinen Vortrag hatte Dr. Robert Pangerl nicht auf Arnbruck beschränkt, sondern auf den ganzen Landkreis Regen und auf die absehbare Zukunft seiner medizinischen Versorgung ausgerichtet, „die im Moment noch gut ist, aber durch die altersbedingte Schließung von Hausarztpraxen auf den Dörfern sich wohl verschlechtern wird.“ Die demografische Entwicklung ist ein Grund: Mehr ältere Leute mit mehr Bedarf an medizinischer Versorgung, zeitgleich aber ein Konzentrationsprozess bei den Ärzten, weg vom Dorf, hin zu Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). „Diese Entwicklung läuft seit Jahren: 2015 zählte man in Deutschland bereits 2.156 MVZ mit 12.976 angestellten und 1.341 freiberuflich tätigen Ärzten.“

Die demografische Entwicklung besagt, dass im Moment 21,2% der Bevölkerung älter ist als 60 Jahre. Deren Anteil steigt voraussichtlich auf 27,6% in 30 Jahren. Der demografische Wandel betrifft ganz besonders auch die Ärzteschaft, denn seit 2002 ist die Zahl der Hausarztpraxen altersbedingt um rund 25% in Deutschland, um rund 20% in Bayern zurückgegangen (Stand 2011). Im Landkreis Regen sind bereits sieben ??? von 24 Gemeinden ohne Hausarzt, darunter auch Arnbruck.

Strenge Konzentration auch bei den Bereitschaftspraxen, einzurichten für einen Radius von 25 km und einer Erreichbarkeit in 30 Minuten; im Landkreis Regen ist dies die Arberlandklinik in Zwiesel. Die nächsten sind in Deggendorf, Straubing und Cham. Dr. Pangerl befürchtet, dass durch diesen Konzentrationsprozess Patienten abwandern zu Lasten der Kliniken in Viechtach und Zwiesel. Ein weiterer Faktor sind große Investoren wie Fresenius, Helios, Rhön-Kliniken usw., die den riesigen Gesundheitsmarkt mit einem Volumen von 300 Milliarden Euro (Stand 2012) erschließen wollen, natürlich mit entsprechenden Rendite-Erwartungen.

Welche Möglichkeiten haben da kleine Gemeinden wie Arnbruck, um für ihre Bevölkerung noch etwas zu retten? Dr. Pangerl: „Wir im Bayerischen Wald haben eine intakte Natur, in der man gerne Urlaub macht, und eine moderne Infrastruktur mit bestem schulischem Angebot und einem leistungsfähigen Datennetz, wir müssen unsere jungen Leute, die Medizin studieren, stärker an unsere Heimat binden, Kontakt halten, attraktive Angebote machen. Junge Ärzte sind aufgeschlossen für neue Formen der Zusammenarbeit und fachlichen Orientierung und die Digitalisierung bietet abseits der teuren Metropolen neue Chancen, die wir nutzen müssen!“ Der Bayerische Wald müsse sich offensiver vermarkten, selbstbewusster auftreten statt in falscher Bescheidenheit zu verharren.

Eine kurze Diskussion schloss sich an. Angelika Leitermann, die Dr. Robert Pangerl für diesen Info-Abend eingeladen hatte, dankte dem Referenten mit einem kleinen Präsent. – hw

Bild: Dr. Robert Pangerl, HNO-Arzt an der Arberlandklinik Viechtach und Vorsitzender des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CSU, verdeutlichte bei seinem Vortrag die Entwicklung der ärztlichen Grundversorgung im Landkreis Regen. Die CSU-Bürgermeisterkandidatin Angelika Leitermann dankte ihm mit einem kleinen Präsent. Foto: Weiß