Nach den Protesten der Initiative „Land schafft Verbindung“ war dafür Bedarf
Thalersdorf. Die bundesweite Initiative der Landwirte „Land schafft Verbindung“ hatte vergangene Woche mit einer Groß-Demo im Zentrum Berlins für Schlagzeilen gesorgt. Den Weg nach Berlin nahmen wieder vier junge Zellertaler auf sich (kleines Bild, v.l.: Andreas Vogl, Johann Geiger, Thomas Preiß Johannes Schlecht aus Kirchaitnach und Josef Penzkofer, Foto: Christoph Kollmer), um für die Anliegen der Landwirte einzutreten. Etliche Wochen zuvor waren auch die Demonstrationen mit mehreren tausend Traktoren in München, Würzburg und Bayreuth, an der sich viele junge Landwirte aus dem Zellertal aktiv beteiligt hatten (wir berichteten).
Weil öffentliche Aufmerksamkeit allein nur etwas bringt, wenn die Beschwerden und Forderungen auch die Parlamentarier erreichen, hatte CSU-Bürgermeisterkandidatin Angelika Leitermann den Stimmkreisabgeordneten Alois Rainer MdB gebeten, sich im Gasthaus „Af da Wiad“ mit den hiesigen Landwirten an einen Tisch zu setzen und sich ihre Forderungen im Detail anzuhören. Es ergab sich eine sehr sachliche und engagierte Diskussion.
Denn im Detail, sprich: In der Umsetzung von politischen Forderungen und Gesetzesvorlagen, die zum Thema Naturschutz, Klimaschutz, Schadstoffausstoß in die Luft und Schadstoffeintrag in Boden und Grundwasser zeigte sich immer deutlicher, dass die erlassenen Rechtsverordnungen den konventionell produzierenden Landwirten die Luft zum Atmen abdrücken. In einer Zeit, in der ohnehin Preissteigerungen bei Maschinen und Produktionsbedingen immer größere Probleme machen und sie immer geringere Erlöse erwirtschaften durch zu geringen Milchpreis und Spottpreise für Holz infolge der grassierenden Borkenkäferinvasion.
„Die deutschen Lebensmittelverordnungen zwingen unseren Landwirten weitaus höhere Standards als den EU Nachbarländern auf, bei gleicher Bezahlung für die landwirtschaftlichen Güter. Unsere Landwirte können bei diesen Vorschriften nicht mehr wirtschaftlich und konkurrenzfähig produzieren“ so Leitermann.
Josef Nürnberger fügte hinzu: „Jede neue Verordnung erschwert unseren Landwirten die Arbeit, verringert den Ertrag, so dass immer mehr aufgeben!“ Er beklagt, dass für die kleinräumige Landwirtschaft im Bayerischen Wald dieselben rigorosen Vorschriften gelten wie für Großbetriebe im Flachland.
„Wir werden angepöbelt, wenn wir Gülle ausfahren auf unsere Wiesen und Felder, was ja nichts anderes ist als natürlicher Dünger in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft, man unterstellt uns, dass wir das Grundwasser mit Nitrat verseuchen, verliert aber kein Wort darüber, dass (laut Statistischem Bundesamt) jährlich 9,3 Milliarden Kubikmeter geklärtes Abwasser in Flüsse und Seen gelangt, in dem 70.653 Tonnen Stickstoff enthalten sind“ verdeutlicht Franz Preiß (Gutendorf) die Zusammenhänge. „Im Übrigen“, so Stefan Achatz, „gibt es bei uns im Bayerischen Wald kein Problem mit Nitrat, aber wir werden mit denselben Vorschriften malträtiert wie in Gebieten, die solche Probleme haben.“
Bundestagsabgeordneter Alois Rainer, Landwirt, Metzgermeister und bis 2014 insgesamt 18 Jahre Bürgermeister von Haibach, war aufmerksamer Zuhörer, erläuterte nachvollziehbar den Werdegang von gesetzlichen Vorgaben und den Kampf gegen realitätsferne Phantasten in verschiedenen Gruppierungen anhand der Forderung nach einem „Lebensmittelpranger“. Er ermutigte die anwesenden Landwirte, sich auch künftig in der Öffentlichkeit durch Demonstrationen Gehör zu verschaffen und bei der Bevölkerung langsam ein Umdenken über die reale Lage der Landwirtschaft herbeizuführen. „Wir müssen viel tun, um der Unwissenheit und der Entfremdung vor allem der jungen Generation entgegenzuwirken, denn mit einem Kuschelzoo können wir unsere Bevölkerung nicht ernähren!“
Rainer sprach sich dafür aus, mit geeigneten Maßnahmen und Aktionen der Bevölkerung ein positives Image der Landwirte zu vermitteln: „Tue Gutes und sprich darüber!“ Zugleich werde er seinen Einfluss vor allem im Haushaltsausschuss des Bundestages und seine Kontakte zu Ministerien und Behörden nutzen, um Schaden von den Landwirten abzuwehren und gezielte Hilfen zu ermöglichen, auch wenn er sich dabei mit Ministern oder Behörden anlegen müsse. – hw
Bild: Kurzfristig konnte Bürgermeisterkandidatin Angelika Leitermann (links neben CSU-Ortsvorsitzenden Franz Kroiß) den Bundestagsabgeordneten Alois Rainer (2. von rechts) für ein Gespräch mit Landwirten im Zellertal gewinnen, die dem Abgeordneten ihre konkreten Probleme und Anliegen schilderten und in ihm einen beherzten und fachkundigen Partner hatten. Foto: Weiß